„Mit 66 Jahren ist noch nicht Schluss - Spitzenkräfte in der Wissenschaft“
Fachkonferenz vom 16. Juni 2010
Durch die steigende Lebenserwartung eröffnen sich neue Möglichkeiten im Alter – für den Einzelnen wie für die Gesellschaft insgesamt. Die TU München zeichnet seit 2007 herausragende und engagierte Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen im Ruhestand mit dem Ehrentitel TUM Emeriti of Excellence aus und beteiligt sie am aktiven Leben der Universität. Demographischer Wandel und internationale Ausrichtung der Hochschulen erfordern die fachliche Kompetenz, das in Jahrzehnten gesammelte Erfahrungswissen, die weltweiten Netzwerke und den unabhängigen Rat der profilierten Hochschulmitglieder.
Die Veranstaltung zieht Bilanz aus den Erfahrungen an der TU München und gibt neue Impulse, wie das Potential älterer Spitzenwissenschaftler weiter genutzt werden kann, ohne die Chancen jüngerer zu beeinträchtigen.
Das Programm
Eröffnung
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang A. Hermann, Präsident der Technischen Universität München:
„Das Projekt TUM Emeriti of Excellence"
Begrüßung
Dr. Wolfgang Heubisch, Bayerischer Stattsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst
Vortrag
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Jürgen Kocka, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung
„Gewonnene Jahre für die Wissenschaft – Chancen des demographischen Wandels"
Erfahrungsbericht
Prof. em. Dr. Karl Hadeler, School of Mathematical and Statistical Sciene, Arizona State University, USA
„Forschung und Lehre: als deutscher Emeritus in den USA“
Podiumsdiskussion
„Mit 66 Jahren ist noch nicht Schluss – Spitzenkräfte in der Wissenschaft"
Teilnehmer:
- Prof. Dr. Karl M. Einhäupl, Vorstandsvorsitzender Charité – Universitätsmedizin Berlin
- Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang A. Herrmann
- Prof. Dr. Karl Hadeler
- Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Karl-Heinz Hoffmann
- Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Jürgen Kocka
Moderation: Dr. Annette Maier, Bayerischer Rundfunk
Auszug aus dem Grußwort des Staatsministers Dr. Wolfgang Heubisch
„Die Technische Universität München bindet gezielt ihre jung gebliebenen und engagierten Leistungsträgerinnen und Leistungsträger an sich, indem sie ihnen besondere Aufgaben überträgt und dafür auch angemessene Arbeitsbedingungen schafft. (...) Ehrenamt und Ehre sind hier eng miteinander verbunden. Das ist ein klares Signal – für die Geehrten, aber auch die gesamte akademische Gemeinschaft.. (...) Die Erfahrung der Älteren wird in den Dienst der Universität gestellt – ohne dabei die Entwicklung der Jüngeren zu bremsen. So wird eine echte Brücke zwischen den Generationen geschlagen! (...) Sie, sehr geehrte Emeriti of Excellence, sind außerordentlich wertvoll für diese Hochschule und damit außerordentlich wertvoll für das Wissenschaftsland Bayern.“
Auszug aus dem Vortrag von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Jürgen Kocka
„Vieles ist in Bezug auf die Beschäftigung älterer Wissenschaftler in den letzten fünf bis acht Jahren in Bewegung geraten, unterschiedlich in den verschiedenen Bundesländern, unter Teilnahme von Stiftungen und Wissenschaftsorganisationen, in mannigfachen Formen, und die Einrichtung „Emeriti of Excellence“ hier an der Technischen Universität München seit 2007 ist ein hochinteressantes Beispiel dafür.
(...) Man muss nach flexiblen, individualisierenden Formen der Weiterbeschäftigung Älterer – jeweils auf Zeit – suchen, die ihre weiterbestehenden Stärken nutzen, ihre altersbedingten Schwächen berücksichtigen und ihre differierenden Prioritätssetzungen respektieren. Es müssen Formen sein, die Jüngeren das Nachrücken nicht erschweren, also außerhalb von und zusätzlich zu vorhandenen Stellen, kooperierend, helfend, aber nicht solitär, sondern in Kooperation über Generationsgrenzen hinweg. (...) Generell aber gilt es, die gewonnenen Jahre – immerhin 33 im Laufe des 20. Jahrhunderts – auch für die Wissenschaft zu verwenden und so dazu beizutragen, dass das Humankapital unserer Gesellschaften besser als bisher genutzt wird."
Auszug aus dem Erfahrungsbericht von Prof. Dr. Karl Hadeler
„In den USA gibt es keine Diskriminierung wegen des Alters, also keine Pensionsgrenze – auch kein Geburtsdatum in Lebensläufen. Was aber passiert nun tatsächlich? Die Lebensuhren der Menschen gehen unterschiedlich, auch in Amerika. Bei einem laufen die Forschungsprojekte wie immer auf Hochtouren, ein anderer ist ermüdet von den vielen uninteressanten Pflichtvorlesungen (...) und hat einfach keine Lust mehr. Die Universität hat verschiedene Mittel, das individuelle Pensionsalter zu beeinflussen, z.B. durch die Einteilung zu unbeliebten Vorlesungen oder durch unwiderstehliche finanzielle Angebote, “golden handshakes”. (...) All dies bewirkt, dass wohl die meisten amerikanischen Hochschullehrer mit etwa 70 Jahren sich pensionieren lassen, manche früher, andere, in interessanten Leitungsfunktionen, viel später.”