†Edward W. Schlag, Ph.D.
Prof. Dr. rer. nat. Dr. h.c.
Fakultät für Chemie
Ehemaliger Ordinarius für Physikalische Chemie
geb. 12.01.1932
gest. 11.08.2020
CV
Edward W. Schlag hat die ersten Anwendungen der Statischen Reaktionstheorie in Quantenform auf chemische Reaktionen durchgeführt und konnte zeigen, dass, entgegen der Annahme der allgemein gültigen Spannungstheorie, eine Reaktion kleine Ringmoleküle wie z. B. Cyclopropan wieder schließen kann. Dr. Ahmed Zewail hat dies in direkten Messungen bestätigt und dafür 1999 den Nobelpreis für Chemie erhalten. Später führte Edward W. Schlag die ersten Experimente zur Messung von Ratenkonstanten angeregter Moleküle im isolierten System ohne externe Störungen und bei verschiedenen Energien durch, die die Grundlage bilden für die Theorie strahlungsloser Prozesse. Außerdem befasste er sich intensiv mit der Entwicklung von neuen spektroskopischen Methoden, die in den verschiedensten Forschungslaboratorien der Welt ihre Anwendung fanden. Vor allem mit der von ihm zeitgleich mit Richard B. Bernstein entwickelten REMPI-Spektroskopie konnte gezeigt werden, dass resonante Zwischenzustände zur scharfen Selektion von molekularen Spektren führen können. Edward W. Schlag entdeckte auch, dass hochangeregte Rydbergzustände – entgegen der zuvor geltenden Meinung – nicht kurzlebig, sondern außergewöhnlich langlebig sind. Diese wurden identifiziert und führten zu einer neuen höchstauflösenden Spektroskopie von Ionen, der ZEro Kinetic Energy Spectroscopy (ZEKE). Die ZEKE-Zustände bestimmte Edward W. Schlag mit William B. Peatman. Die Versuchsauflösung wurde durch Laserpulsmethoden gemeinsam mit Klaus Müller-Dethlefs verbessert. Mit seinem Team führte Edward W. Schlag eine hochauflösende Sub-Dopplerspektroskopie an Molekülen durch und konnte hier weltweit zum ersten Mal sehr schwache rovibronische Zustände und deren Paarungen beobachten. Zuletzt glückte ihm der Nachweis extrem schneller Ladungstransporte in Proteinen auf einer Femtosekunden-Zeitskala. Edward W. Schlag hat die Qualität und Originalität seiner Hochschultätigkeit immer auf höchstem internationalem Niveau gehalten und damit die heute angestrebte Internationalisierung der Forschung und Lehre an der Technischen Universität München um viele Jahre vorweggenommen.
Kurzbiographie
1949 – 1953 | Occidental College, Los Angeles, USA |
1953 – 1958 | Promotion im Bereich Reaktionskinetik, University of Washington, USA |
1959 | Industrietätigkeit bei du Pont de Nemours, Buffalo, USA |
1960 – 1963 | Assistant Professor, Northwestern University, Evanston, USA |
1964 | Associate Professor, Northwestern University, Evanston, USA |
1964 – 1971 | Full Professor, Northwestern University, Evanston, USA |
1971 – 2000 | Ordinarius für Physikalische Chemie, TU München |
Mitgliedschaften und Auszeichnungen
Alfred P. Sloan Fellow (1965)
Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (seit 1978)
Mitglied der Academia Europaea (seit 1998)
Mitglied des nationalen Fulbright-Ausschusses für Deutschland
Mitglied des Deutsch-israelischen Minerva Wissenschaftskomitees
Vorstandsvorsitzender des Fritz Haber Center for Molecular Dynamics an der Hebrew University, Jerusalem, Israel
Mitglied des Auswahlausschusses für das U.S. Senior Scientist Award Programm der Alexander von Humboldt-Stiftung
Fellow der American Physical Society
Gastprofessuren
Woodward Lecturer, Yale University, USA (1987)
Fritz Haber Lecturer, Hebrew University Jerusalem, Israel (1988)
Ames Lecturer, University of Edinburgh, UK (1990)
Invited Lecturer, The Welch Foundation Conference (1994)
John Wilfred Linnett Visiting Professor of Chemistry, Cambridge University, UK (1995)
Charles M. Knight Lecturer, University of Akron, USA (1996)
Bonhoeffer-Eucken-Scheibe Lecturer der Deutschen Bunsen-Gesellschaft für Physikalische Chemie (1997)
James-Franck Lecturer, Israel Academy of Sciences, Jerusalem, Israel (1998)
CRC Lecturer, California Institute of Technology, USA (1999)
Preise und Ehrungen
- Ehrendoktorwürde der Hebrew University, Jerusalem, Israel (1988)
- Gold Honorary J. Heyrovsky Medal der Academy of Sciences of the Czech Republic (1993)
- Werner-Heisenberg-Medaille der Alexander von Humboldt-Stiftung (2001)
Erläuterungen zu Preisen und Ehrungen finden Sie hier (pdf-Datei zum Herunterladen).