Alzheimer ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die zu Gedächtnisverlust, Verwirrtheit und anderen kognitiven Störungen führt. Eine der Hauptursachen der Krankheit ist die Anhäufung von β‑Amyloid (Aβ)-Peptiden im Gehirn. Insbesondere Aβ‑Monomere, die einfachste Form, in der Aβ-Peptide vorkommen, können sich zu schädlichen Oligomeren zusammenlagern und schließlich größere Amyloid-Plaques bilden, die Nervenzellen schädigen.
Ein Forscherteam um TUM Emeritus of Excellence Professor Arthur Konnerth hat nun die Wirkung des Proteins Aβ‑Anticalin untersucht. Anticaline sind künstlich hergestellte Proteine, die ähnlich wie Antikörper spezifisch und mit hoher Affinität an bestimmte Moleküle binden. In diesem Fall bindet das Aβ‑Anticalin spezifisch an Aβ‑Monomere und verhindert deren Aggregation zu neurotoxischen Oligomeren und Plaques. Im Mausmodell konnte gezeigt werden, dass Aβ‑Anticalin erfolgreich die frühe neuronale Hyperaktivität und die synaptische Glutamatakkumulation unterdrückt. Diese Mechanismen gelten als entscheidende Auslöser der neuronalen Dysfunktion im Frühstadium der Alzheimer-Krankheit.
Bedeutung der Ergebnisse
Die Forschungsergebnisse am Mausmodell zeigen, dass synthetische Proteine wie Aβ-Anticalin ein vielversprechender Ansatz sein könnten, um die Entstehung der Alzheimer-Krankheit in einem frühen Stadium zu verhindern. Sie unterstreichen die potenziell präventive Rolle und geben neue Hoffnung für Strategien in der Alzheimer-Therapie.
Die Ergebnisse der Studie wurden am 2. Juli 2024 in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht
DOI: https://doi.org/10.1038/s41467-024-50153-y
Ausführliche Informationen zur Studie
https://www.tum.de/aktuelles/alle-meldungen/pressemitteilungen/details/alzheimer-im-fruehstadium-aufhalten-und-zurueckdrehen
Über Professor Arthur Konnerth
Professor Arthur Konnerth ist bekannt für seine richtungsweisende Forschung zu den molekularen und zellulären Grundlagen der Hirnfunktion mit besonderem Fokus auf Gedächtnisfunktionen und deren Störungen, wie sie bei der Alzheimer-Krankheit auftreten. Durch die Weiterentwicklung und Anwendung der Zwei-Photonen-Mikroskopie, die eine dynamische Aufzeichnung der Aktivität einzelner Nervenzellen ermöglicht, hat er die moderne Forschung zur Plastizität, Entwicklung und Funktion neuronaler Verbindungen im Gehirn entscheidend geprägt. Seit 2017 setzt Professor Konnerth seine hochkarätige Forschungsarbeit als Hertie-Senior-Forschungsprofessor für Neurowissenschaften an der TUM fort, auch über seinen offiziellen Ruhestand (2022) hinaus.